Am 1. März eröffnet in der Wiener Westbahnstraße, in einem leerstehenden Gebäude das 365 – The Fox House. Die Betreiber wollen ihre Türen für ein Jahr diversen kreativen Bereichen öffnen.
Die Fassade von Roa bemalt zu bekommen, ist schon mal ein guter Start. Wusste er was er da bemalt? Wie ist es dazu gekommen?
Das war irgendwann im Sommer 2011. Zu dieser Zeit gab Roa eine Ausstellung in Wien. Nicholas Platzer von der Inoperable Art Gallery hat den Kontakt dann eingefädelt. Und wir haben das alles ganz amtlich gemacht, von der Genehmigung des Eigentümers bis hin zur beaufsichtigten Malaktion vor Ort. Das Motiv ist dabei spontan entstanden und mittlerweile Namensgeber des Fox Houses.
Wer seid ihr und warum tut ihr euch das an?
Toni Tramezzini hatte den Kontakt zum Eigentümer und die Gelegenheit sprichwörtlich "am Schopfe gepackt". Er bringt die nötigen Kontakte zur Baubranche ein, die bei einem solch baufälligen Gebäude dringend notwendig sind. Katrin Hofmann und David Kreytenberg machen den Feschmarkt und bringen dadurch die nötige Erfahrung mit ein.
Gemeinsam haben wir hier mit dem 365 – The Fox House die vermutlich einmalige Möglichkeit, etwas für Wien nie Dagewesenes zu schaffen: Raum für Kunstschaffende, Designer und Projekte. Wir können diese zur Verfügung stellen und so eine Ideenschmiede und Netzwerk schaffen, dass nicht nur für die kreativen Wiens eine Bereicherung ist, sondern ebenfalls die Wiener Bewohner mit tollen Ausstellungen, interessanten Events und einmaligen Projekten bereichert.
Womit können Besucher konkret rechnen, was wollt ihr euren Mietern bieten?
Platz für Raum! Das Fox House bietet fünf Bereiche mit unterschiedlichen Themen: Fox Gallery (für Urban und Documentary Photography), Fox Off-Space (für Kunst und Installationen), Fox Fashion Store (für Design und Mode), Fox Kitchen (für wechselnde Köche), Fox Atrium (für Kunstinstallationen und gesellschaftliche Events und Fox Creatives, in dem Büros für Start-Ups, Künstler, Kreative und Handwerker angeboten werden.
Welche Auswahlkriterien für Mieter gibt es?
Jedes der fünf Elemente betreut ein Kurator, der die Streu vom Weizen trennt. Ideen werden gesammelt und auch in der Gruppe besprochen. Dann werden die Ideen aufgestellt, der Aufwand abgeklärt, eventuell andere Ideen hinzugeholt um noch etwas Größeres zu schaffen. Wir haben nicht viel Zeit. 365 Tage sind schnell vorbei und daher wollen wir soviele Ideen wie möglich umsetzen.
Auf eurer Liste fehlen Musik und Parties. Wollt ihr euch mit den Anrainern nicht anlegen oder hat das einen anderen Grund?
Ja. Sorry! Was in diese Richtung entsteht, soll spontan passieren, behutsam und im kleinen Kreis. Uns wurde ein unendlich großer Vertrauensvorschuss gegeben und den möchten wir nicht verspielen.
Der 7. Bezirk ist seit Jahren ein gehyptes, kreatives Umfeld. Was erwartet ihr euch von dieser Umgebung? Was ist hier möglich, dass woanders nicht möglich wäre?
Wir sprechen hier vom Brillantengrund so heißt dieses kleine Grätzel rund um die Bandgasse, die auch stark geprägt ist durch das dortige Hotel am Brillantengrund oder das Radlager. Das Fox House ist als ehemaliges Das Weisse Haus ein Hotspot der Wiener Kulturszene und von der Architektur ein Juwel bzw. eben ein Brillant. Wir versprechen uns natürlich dadurch eine künstlerische Aufwertung dieser Gegend und auch mehr Resoanz fürs Fox House. Was konkret möglich ist, gilt es herauszufinden.
Was könnt ihr eurer Umgebung bieten, das bisher gefehlt hat?
Wichtig für uns sind Ideen die Menschen interessieren. Daher schaffen wir Platz dafür. Das Fox House ist nicht wirklich ein Ort zur Selbstfindung der Künstler. Wir haben keine Ateliers die dem 0815-Kunstlaien einen gratis Wein und ein Häppchen bietet um sich danach arty zu fühlen. Wir können zum Beispiel im Innenhof wöchentliche Märkte veranstalten, Flohmärkte oder Designmärkte bis hin zu Bauernmärkten mit Produkten aus ökologischem Anbau.
Dazu zählt immer: The Fox House is the limit.
So ein Haus ist teuer – selbst wenn es baufällig und verrucht ist. Seid ihr Mäzene oder habt ihr reiche Eltern? Wie zahlt ihr die Miete? Wohnt und arbeitet ihr dann selbst drin und macht den Hausmeister? Bekommt ihr was vom Bezirk dafür?
Ein gesundes Maß an Naivität ist natürlich vorhanden, aber auch der wirklich ehrliche Wunsch einfach mehr Ideen umzusetzen, die uns seit Jahren im Kopf rum schwirren. Derzeit finanzieren wir alles aus eigener Tasche. Wirklich Geld kosten die Projekte und die damit verbundenen Ausgaben. Durch die Firma Premium Immobilien AG haben wir die Räumlichkeiten zu einem sehr günstigen Mietpreis erhalten, den wir uns zu dritt grade so leisten können.
Für uns zählt: Wenn Förderer und Sponsoren ausbleiben, machen wir uns einfach einen Spaß zu dritt und spielen eben nur Tennis im Hof.
Ihr hab das Haus für ein Jahr gemietet, bevor es abgerissen wird. Was kann man in so einem kurzen Zeitraum erreichen?
Diese Antwort wird Ende 2012 beantwortet. Nachzulesen auf unserer Facebook-Page.
Spielt ihr mit dem Gedanken, eure Erfahrungen nach diesem Jahr zu nutzen und – den Zugang habt ihr ja – nach dem Jahr in einem anderen Gebäude mit ähnlicher Struktur weiter zu machen? Vielleicht wird ja das 365 im Namen als Serienmotiv nochmal wichtiger als der Fuchs …
Ja. Dieser Traum besteht tatsächlich. Auch weil wir mit dem Fesch’Markt und ähnlichen Konzepten bisher großen Erfolg haben, suchen wir einen solchen Ort um all diese Projekte dort zu bündeln. Ich glaube auch, dass es von Seiten der Investoren und Immobilienfirmen großes Interesse besteht. Denn was wir können ist in einem relative kurzem Zeitraum ein ganzes Viertel zu beleben.
365 Fox House
www.facebook.com/365thefoxhouse
Bild Claudio Farkasch
David Kreytenberg ist ein Mitarbeiter der Super-Fi-Gruppe, dem Mutterkonzern von The Gap.